Die Frage nach einer sicheren Verhütungsmethode muss nach der Schwangerschaft, in der nicht verhütet werden musste, neu überlegt werden. Insbesondere während der Stillzeit werden besondere Anforderungen an ein zuverlässiges Verhütungsmittel gestellt: Es muss sicher verhüten, darf die Milchproduktion und -qualität nicht beeinflussen und darf keine schädlichen Folgen für das Baby haben.
Das Stillen
In einigen Untersuchungen wurde nachgewiesen, dass das Stillen einen hohen Empfängnisschutz (Pearl Index ~2-4) bietet. Jedoch gilt dies nur unter bestimmten Bedingungen und ist daher nicht für alle Personen gleich geeignet.
Es muss dafür voll gestillt werden, was bedeutet:
- Die Stillabstände betragen tagsüber höchstens vier, nachts höchstens sechs Stunden. Dabei zählen Abpumpen der Milch und Fütterung mit der Flasche nicht zum Stillen.
- Die Pausen zwischen den einzelnen Stillmahlzeiten betragen nie mehr als 6 Stunden
- Täglich wird mehr als 80 Minuten gestillt
- Es wird nicht zugefüttert
- Die Frau hat noch keine Monatsblutung. Als erste Regelblutung gilt, wenn mehr als acht Wochen nach der Geburt eine Blutung für mindestens zwei Tage auftritt, der Wochenfluss zählt nicht als Monatsblutung
- Es gibt Hinweise, dass der Empfängnisschutz sinken kann, wenn das Baby sehr häufig Schnuller und Teefläschchen zusätzlich bekommt
Bei jedem Stillen wird das milchbildende Hormon Prolaktin ausgeschüttet, das die Eierstockaktivität bremst. Wenn voll gestillt wird, findet daher in der Regel kein Eisprung statt. Sobald sich jedoch die Pausen zwischen den Stillzeiten verlängern oder kleine Mahlzeiten zugefüttert werden, sinkt der Empfängnisschutz rapide. Wie früh oder spät jemand wieder fruchtbar wird, ist individuell sehr verschieden. Der erste Eisprung findet vor der ersten Monatsblutung nach einer Geburt statt. Die Tatsache, dass noch keine Blutung aufgetreten ist, heißt also nicht, dass keine Schwangerschaft entstehen kann.
Wichtig: Wenn sicherer Schutz gewünscht ist, sollten während der gesamten Stillzeit zusätzliche Verhütungsmittel benutzt werden.
Lesen Sie weitere Informationen, in wiefern bestimmte Verhütungsmethoden in der Stillzeit geeignet sind.
Das Kondom kann in der gesamten Zeit nach der Geburt angewendet werden. Auch Diaphragma und Verhütungskappen eignen sich in der Stillzeit, da sie keine negativen Wirkungen auf die Milchproduktion und den Säugling haben. Diaphragma und Verhütungskappen müssen nach der Geburt neu angepasst werden. Die Größe kann sich durch die körperlichen Veränderungen der Schwangerschaft mit hoher Wahrscheinlichkeit verändern. Ein neues Diaphragma kann erst ca. drei Monate nach der Geburt und Rückbildung von Gebärmutter und Gebärmutterhals angepasst werden., FemCap® kann nach ca. 2 Monaten wieder benutzt werden. Bei der FemCap® muss eventuell eine neue Größe gekauft werden.
Nonoxinol-9 haltige Verhütungsgels können in Spuren in die Muttermilch übergehen. Bisher wurde jedoch kein schädlicher Einfluss auf die Gesundheit und Entwicklung des Kindes nachgewiesen.
Für die Barrieremethoden gilt allgemein, dass ihre Zuverlässigkeit von der sicheren und konsequenten Anwendung abhängt.
Die Kombinationspille gilt als ungeeignet in der Stillzeit, da die darin enthaltenen Östrogene die Milchmenge reduzieren und deren Zusammensetzung verändern.. Anders verhält es sich mit der so genannten Mini-Pille. Sie enthält nur das Hormon Gestagen und wirkt sich nicht auf die Milchproduktion, die Dauer des Stillens und die Zusammensetzung der Muttermilch aus. Mit der Einnahme sollte frühestens sechs bis acht Wochen, bei Frauen, die nicht stillen, 21 bis 28 Tage nach der Geburt begonnen werden.
Wenn vor der ersten Tabletteneinnahme ungeschützter Geschlechtsverkehr und noch keine Blutung stattgefunden hat, sollte zunächst eine Schwangerschaft ausgeschlossen und in den ersten 7 Tage zusätzlich verhütet werden.
Vaginalring und Verhütungspflaster sind in der Stillzeit ungeeignet, da sie wie die Kombinationspräparate der Pille Östrogen und Gestagen enthalten und sich negativ auf die Milchproduktion und die Zusammensetzung der Muttermilch auswirken. Frauen, die nicht stillen, sollten frühestens 21 bis 28 Tage nach der Geburt mit der Anwendung beginnen.
Wenn vor der ersten Anwendung ungeschützter Geschlechtsverkehr und noch keine Blutung stattgefunden hat, sollte zunächst eine Schwangerschaft ausgeschlossen und in den ersten sieben Tage zusätzlich verhütet werden.
Das Hormonimplantat Implanon® enthält wie die Minipille nur Gestagen. Das Hormon ist in der Muttermilch nachweisbar, bisher wurde jedoch kein schädlicher Einfluss auf die Gesundheit und Entwicklung des Kindes nachgewiesen. Die Erfahrungen sind allerdings bisher recht gering. Das Hormonstäbchen kann frühestens sechs bis acht Wochen, bei Frauen, die nicht stillen, 21 bis 28 Tage nach der Geburt eingesetzt werden.
Wenn vor der Einlage ungeschützter Geschlechtsverkehr und noch keine Blutung stattgefunden hat, sollte zunächst eine Schwangerschaft ausgeschlossen und in den ersten 7 Tage zusätzlich verhütet werden.
Die Depot-Spritze verändert die Zusammensetzung der Muttermilch. Bisher wurde jedoch kein schädlicher Einfluss auf die Gesundheit und Entwicklung des Kindes nachgewiesen. Die Dreimonatsspritze sollte frühestens 6 bis acht Wochen nach der Entbindung gegeben werden, da ansonsten Blutungen auftreten können.
Wenn vor der ersten Injektion ungeschützter Geschlechtsverkehr und noch keine Blutung stattgefunden hat, sollte zunächst eine Schwangerschaft ausgeschlossen und in den ersten 7 Tage zusätzlich verhütet werden.
Während der Stillzeit können sowohl Kupferspiralen als auch Hormonspiralen verwendet werden. Die Hormonspirale enthält wie die Mini-Pille nur Gestagen. Das Hormon ist in der Muttermilch nachweisbar, bisher wurde jedoch kein schädlicher Einfluss auf die Gesundheit und Entwicklung des Kindes nachgewiesen.
Die Anpassung durch die Frauenärztin oder den Frauenarzt sollte erst 6-8 Wochen nach der Geburt stattfinden, wenn der Gebärmutterhals sich zurückgebildet hat. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sie bei einer zu frühen Anpassung wieder ausgestoßen wird oder Infektionen auslöst.
Wenn vor der Einlage ungeschützter Geschlechtsverkehr und noch keine Blutung stattgefunden hat, sollte zunächst eine Schwangerschaft ausgeschlossen und in den ersten 7 Tage zusätzlich verhütet werden.
Die Methoden der Fruchtbarkeitswahrnehmung sind in der Stillzeit insbesondere für Frauen, die bis dahin noch keine Erfahrungen mit diesen Methoden gesammelt haben, eher ungeeignet, da nicht vorhersehbar ist, wann sich der Zyklus und damit die fruchtbaren Tage durch die Hormonumstellungen wieder einstellen. Sie können für Frauen geeignet sein, die bereits viel Erfahrung mit diesen Methoden haben, sich bei ihrer Anwendung sicher fühlen und für die eine erneute Schwangerschaft nicht grundsätzlich ein Problem darstellt.
Die Pille danach kann auch während der Stillzeit eingenommen werden. Die Hormone gehen zum Teil in die Muttermilch über. Bei PiDaNa®, der Pille danach mit Levonorgestrel, wird empfohlen direkt vor der Einnahme zu stillen und erst nach 8 Stunden wieder zu stillen. In der Zwischenzeit sollte die Milch abgepumpt und verworfen werden. Bei ellaOne®, der Pille danach mit Ulipristalacetat, sollte erst nach 8 Tagen (laut Beipackzettel) wieder gestillt werden.
Persönliche Beratung
Wenn Sie mehr wissen wollen oder Fragen haben, wenden Sie sich an eine Ärztin, einen Arzt oder eine pro familia Beratungsstelle.
Hier stehen Ihnen Ärzt:innen, Sozialarbeiter:innen, Psycholog:innen und Pädagog:innen als Ansprechpartner:innen zur Verfügung.