Kinderwunschbehandlung

Die Behandlungsmöglichkeiten der Fortpflanzungsmedizin sind mit vielen Hoffnungen verbunden und haben zu hohen Erwartungen an das medizinisch Machbare geführt. Es soll jedoch nicht verschwiegen werden, dass die Behandlungen der Kinderlosigkeit zeitaufwendig, anstrengend und belastend für ein Paar sein können. Für den Erfolg kann niemand garantieren. 50% aller Paare bleiben trotz reproduktionsmedizinischer Behandlung dauerhaft ungewollt kinderlos.

Für die unterschiedlichen Ausgangslagen stehen ganz verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.

 

Was geschieht bei der hormonellen Stimulation?

Ab dem 3. Zyklustag wird eine Hormonbehandlung durchgeführt. Hierbei können verschiedene Präparate verabreicht werden, die das Hormon LH (Luteinisierendes Hormon) oder das Hormon FSH (Follikelstimulierendes Hormon) enthalten. Diese Hormone regen die Eizellreifung an. Ab dem 8. Zyklustag wird die Eizellreifung mittels Ultraschall und Blutuntersuchung kontrolliert. Ist der Follikel groß genug (ca.18-20 mm), wird der Eisprung mit einem weiteren Hormon, dem humanen Choriongonadotropin (hCG), ausgelöst.

Die Befruchtung erfolgt dann entweder durch Geschlechtsverkehr oder mit Hilfe der Insemination.

Intracytoplasmatische Spermieninjektion

Hierbei handelt es sich um eine Weiterentwicklung der In-vitro-Fertilisation. Unter einem speziellen Mikroskop wird ein einzelnes Spermium in eine dünne Pipette aufgezogen und direkt in die Eizelle eingebracht.

Diese Methode wird vor allem angewendet, wenn die Ursache der Kinderlosigkeit beim Mann liegt. Dies kann der Fall sein, wenn nur wenige Samenzellen produziert werden oder die vorhandenen kaum beweglich sind. Die Samenzellen sind dann nicht in der Lage die Hülle der Eizelle zu durchdringen. ICSI ahmt diesen natürlichen Vorgang nach. Der weitere Vorgang der Befruchtung, also das Verschmelzen des mütterlichen und väterlichen Erbmaterials, bleibt davon unberührt.

In-vitro-Fertilisation (IVF)

Wörtlich bedeutet IVF »Zeugung in der Glasschale«. Die Befruchtung von Ei- und Samenzelle erfolgt außerhalb der Gebärmutter in einem Schälchen. Diese Methode wird bei einem Eileiterverschluss der Frau oder bei sehr stark eingeschränkter Qualität der Samenzellen angewendet, oder wenn es durch eine Insemination nicht zu einer Schwangerschaft gekommen ist. Zunächst wird bei der Frau durch hormonelle Stimulation die Bildung von mehreren Eizellen im Eierstock angeregt. Mit Hilfe des Ultraschalls werden die Eizellen dann meist über die Scheide aus dem Eierstock abgesaugt (transvaginale Follikelpunktion). Die so gewonnenen Eizellen werden im Anschluss mit den durch Masturbation gewonnenen Samenzellen in einer Nährflüssigkeit zusammengebracht. Meist verbleiben die Ei- und Samenzellen 24 Stunden in einem Wärmeschrank bei 37 º Celsius. Dann wird unter dem Mikroskop überprüft, ob es zu einer Befruchtung gekommen ist. Wenn dies der Fall ist, werden meist nach weiteren 24-48 Stunden maximal drei befruchtete Eizellen in die Gebärmutterhöhle übertragen (Embryotransfer). Bei Frauen unter 35 Jahren wird empfohlen, nur zwei befruchtete Eizellen zurückzusetzen. So kann das Risiko einer Mehrlingsschwangerschaft vermindert werden. Voraussetzungen für eine medizinisch assistierte Befruchtung sind:

  • Sie sollten verheiratet sein oder in einer stabilen Partnerschaft leben
  • Frauen sollten jünger als 40 Jahre sein (in Ausnahmen 45 Jahre)
  • Rötelnschutz sollte bestehen
  • Negativer HIV-Test und negativer Hepatitis Test sollten vorliegen
  • Nur Ei- und Samenzellen des Ehegatten/Partners dürfen verwendet. Ausnahmen siehe Insemination mit Spendersamen

Kryokonservierung

Bei der hormonellen Stimulation werden durchschnittlich drei bis zehn Eizellen gewonnen. Dies ist erforderlich, da nicht alle Eizellen für die Befruchtung geeignet sind. Pro IVF-Zyklus dürfen aber nur maximal drei befruchtete Eizellen in die Gebärmutter eingesetzt werden, um das Risiko einer Mehrlingsschwangerschaft zu begrenzen.

Wenn bei einer Befruchtung der Eizellen in mehr als drei Eizellen Samenzellen eingedrungen sind, aber noch keine Verschmelzung der Erbanlagen stattgefunden hat, besteht die Möglichkeit die Zellen einzufrieren. In diesen Vorkernstadium gilt die Eizelle mit dem Spermium noch nicht als »Embryo«.

Die Eizellen können in späteren Zyklen aufgetaut werden und nach der Verschmelzung der Kerne in die Gebärmutter zurückgesetzt werden. Die Schwangerschaftsrate ist mit diesem Verfahren niedriger als bei der normalen In-vitro-Fertilisation.

In vitro Maturation

Bei der In vitro Maturation handelt sich um eine Variante der In vitro Fertilisation. Der Unterschied zur herkömmlichen IVF ist die Entnahme unreifer statt reifer Eizellen.

Für die "In vitro Maturation" ist nur eine leichte Hormonstimulierung notwendig. Die noch unreifen Eizellen werden aus dem Eierstock entnommen. Sie reifen ein bis zwei Tage in der Petrischale nach und werden anschließend befruchtet. Für die Reifung werden die Hormone FSH (Follikel Stimulierendes Hormon) und HCG (humanes Choriongonadotropin) zur Nährflüssigkeit zugesetzt. Nach zwei weiteren Tagen werden die befruchteten Eizellen in die Gebärmutter eingesetzt.

Das Verfahren ist bisher keineswegs Routine. In Deutschland wird es nur an ganz wenigen Zentren durchgeführt. Derzeit liegen keine Langzeituntersuchungen vor. Nach wie vor wird in Fachkreisen diskutiert, ob die Art des Verfahrens zu Chromosomenschäden führen kann.

Nach allen bisherigen Studien scheinen sich bei Frauen, die unter der Erkrankung „PCO - Syndrom“ (Erkrankung, bei der der Eierstock viele kleine unreife Eizellen bildet) leiden, die Chancen für eine Schwangerschaft zu erhöhen, bei anderen Frauen ist die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit geringer als bei der „normalen“ IVF“. Geforscht wird auch an Möglichkeiten für Frauen, die sich in jungen Jahren einer Chemotherapie unterziehen mussten. Das erste Kind in Deutschland wurde im Dezember 2005 geboren.

Insemination

Der häufigste Grund für die Anwendung einer Insemination ist eine leichte Fruchtbarkeitsstörung des Mannes, beispielsweise eine zu geringe Anzahl oder zu wenig bewegliche Spermien im Erguss. Bei der Insemination werden die durch Masturbation (Selbstbefriedigung) gewonnenen Spermien direkt in die Gebärmutter eingebracht. Zuvor wird der Samen durch spezielle Verfahren gereinigt und die beweglichen Samenzellen werden konzentriert (dieser Vorgang wird Aufbereitung genannt). Zur Zeit des Eisprungs, der häufig durch hormonelle Stimulation ausgelöst wird, werden die Spermien mit einem dünnem Schlauch in die Gebärmutter eingebracht. Wichtig ist hier vor allem die Überwachung der Eizellreifung mit dem Ultraschall. Nur so kann die Menge der Follikel bestimmt und eine Mehrlingsschwangerschaft verhindert werden. Sinn der Methode ist, den Samenzellen zum optimalen Zeitpunkt den Weg zur Eizelle zu verkürzen. Die Schwangerschaftsraten dieser Methode sind von vielen Faktoren abhängig wie zum Beispiel der Spermienqualität, dem Alter der Frau, der Dauer des Kinderwunsches und den Vorbehandlungen. Die Anzahl der Durchführungen sollte nur in Ausnahmefällen sechs Behandlungszyklen überschreiten.

Insemination mit Spendersamen

Auch donogene (donum = Gabe, Geschenk) oder heterologe Insemination genannt, bedeutet dies die Durchführung einer Insemination mit Samen eines Spenders. Diese Methode kann in Erwägung gezogen werden,

  • wenn keine befruchtungsfähigen Spermien vorhanden sind
  • bei Erbkrankheiten des oder in der Familie des Partners
  • bei schwerwiegenden Infektionen (z.B. HIV)
  • bei alleinstehenden oder lesbisch lebenden Frauen.

Die Samenübertragung kann im natürlichen Zyklus erfolgen oder nach einer hormonellen Behandlung der Frau. In Ausnahmefällen kann mit Zustimmung der jeweiligen Landesärztekammer die Samenübertragung in Kombination mit einer IVF oder ICSI Behandlung durchgeführt werden.

Die Behandlung wirft psychologische und ethische Fragen für das Paar bzw. die alleinstehende Frau auf. Eine umfassende Aufklärung des Paares bzw. der alleinstehenden Frau über die rechtlichen, medizinischen und sozialen Aspekte sowie eine schriftliche Einwilligung vor Beginn der Behandlung sind gesetzlich vorgeschrieben. Wegen der besonderen Situation der „geteilten Elternschaft“ ist jedoch eine zusätzliche psychosoziale Beratung, z.B. in einer pro familia Beratungsstelle, empfehlenswert. Hierbei kann es u.a. um die Beziehungen zwischen Vater-Kind, Mutter-Kind, den Eltern untereinander, um Ängste bezüglich des Samenspenders, um Abstammungs-, Unterhalts- und Erbrecht oder um die Frage gehen, ob oder wann das Kind über die besondere Zeugungsart aufgeklärt werden sollte.

Der Samen kommt in der Regel von einer Samenbank. Der Spender verzichtet auf Forderungen wie z.B. die Identität des mit seinem Samen gezeugten Kindes und ist selbst vor Ansprüchen des Empfängerpaares geschützt. Damit das Kind in späteren Jahren die Möglichkeit hat, seine genetische Herkunft in Erfahrung zu bringen, sollte darauf geachtet werden, dass die ausführende Praxis im Rahmen einer freiwilligen Selbstverpflichtung sicherstellt, dass alle Unterlagen 30 Jahre lang aufbewahrt werden.Gesetzlich vorgeschrieben ist zur Zeit lediglich die 10 jährige Aufbewahrung medizinischer Dokumente.

Dieses Verfahren unterscheidet sich von der In-vitro-Fertilisation und dem Embryotransfer dadurch, dass bei einer Bauchspiegelung Eizellen abgesaugt und direkt mit zuvor aufbereiteten Samenzellen in den Trichter (Tube) des Eileiters gebracht werden. Die Befruchtung findet also im Körper der Frau statt. Er findet Anwendung bei

  • langjähriger Sterilität der Frau, auch bei ungeklärter Ursache
  • männlichen Fertilitätsstörungen
  • speziellen Formen der Endometriose, wenn versprengte Gebärmutterschleimhautzellen durch Verklebungen im Bereich des Trichters (Tube) das Auffangen der Eizelle nach dem Eisprung behindern.

Voraussetzung sind durchgängige Eileiter. Die Erfolgsquote liegt bei ca. 20 Geburten pro 100 Transfers. Das Risiko einer Eileiterschwangerschaft ist bei diesem Verfahren erhöht (10-20 Prozent). Ein Nachteil besteht darin, dass eine Bauchspiegelung mit Vollnarkose durchgeführt werden muss.

MESA/TESE

Falls keine Samenzellen im Samenerguss vorhanden sind, gibt es die Möglichkeit der Samengewinnung aus den Nebenhoden (MESA) oder aus den Hoden (TESE). Mit diesen Methoden können in bis zu 75 Prozent der Fälle doch noch Spermien gefunden werden.

Die Entnahme aus Hoden- oder Nebenhodengewebe erfolgt im Rahmen eines kleinen chirurgischen Eingriffs. Das Gewebe kann anschließend eingefroren werden. Im Rahmen von IVF/ICSI werden die Spermien bei Bedarf eingesetzt.

Wiederherstellung der Durchgängigkeit der Eileiter

Es gibt verschiedene Gründe für die Refertilisierung der Frau. Sie wird durchgeführt, wenn die Eileiter wegen durchgemachter Entzündungen oder durch eine Endometriose (Vorkommen von Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter) verschlossen sind. Die meisten Operationen erfolgen, um die Sterilisation der Frau rückgängig zu machen.

Operationstechniken

Die Operation wird in Vollnarkose, ca. zwei Tage nach der Regelblutung, durchgeführt. Es gibt zwei verschiedene Methoden, die Eileiter wieder durchgängig zu machen. Die Eileiter können per Bauchspiegelung oder mit einem kleinen Bauchschnitt dargestellt werden. Zunächst werden die vernarbten Enden oder die geschädigten Abschnitte der Eileiter entfernt. Bei der Bauchspiegelung werden die intakten Enden der Eileiter mit feinen Instrumenten zusammen genäht. Bei der Operation mit einem Bauchschnitt werden die Enden schichtweise unter einem speziellen Mikroskop oder mit so genannten „Lupenbrillen“ genäht (mikrochirurgisches Verfahren).Die Refertilisierung der Frau erfordert sehr viel operative Erfahrung und wird nur an speziellen Zentren angeboten.
Je nach angewandter Methode und Schwierigkeit kann die Operation zwischen einer und drei Stunden dauern.

Erfolgsaussichten

Die Operation ist erfolgversprechender, wenn es sich um das Rückgängigmachen einer Sterilisation handelt. Die meisten Fachleute gehen davon aus, dass eine Schwangerschaft wahrscheinlicher ist, wenn die Refertilisierung mit mikrochirurgischen Verfahren, also mit Bauchschnitt, durchgeführt wird. Die Zahlen für die Geburtenrate schwanken zwischen 30 bis 70%. Bei Erkrankungen der Eileiter (Entzündungen, Verwachsungen) ist die Erfolgsaussicht auf eine Geburt nach Refertilisierungsoperation 30% und niedriger, beim Rückgängigmachen einer Sterilsation nach Durchtrennung der Eileiter (Verfahren, dass in Deutschland am häufigsten angewandt wird) ist die Geburtenrate ca. 50%, beim Rückgängigmachen einer Sterilisation mit Clipmethode (häufig angewandtes Verfahren in Belgien und in der Schweiz) über 70%Wie schnell und ob eine Schwangerschaft eintritt, hängt nicht zuletzt vom Alter der Frau und der momentanen Fruchtbarkeit der beiden Partner ab. Daher sollten sich beide vor einer Operation untersuchen lassen.

Kinderwunsch – Operation oder künstliche Befruchtung?

Bei Verschluss der Eileiter kann der Kinderwunsch auch mit Hilfe reproduktionstechnischer Verfahren (IVF erfüllt werden. Nach einigen Studien ist jedoch die Refertilisierungsoperation Erfolg versprechender. Da beide Methoden Risiken haben , muss das Paar gut abwägen. Ein Vorteil der Refertilisierung ist, dass die eigentliche Schwangerschaft „natürlich“ entsteht und weitere Schwangerschaften möglich sind, während die künstliche Befruchtung im Labor stattfindet und bei erneutem Kinderwunsch wiederholt werden muss.

Komplikationen

In weniger als 5% der Fälle kommt es zu Wundheilungsstörungen, Infektionen und zu Nachblutungen nach der Operation, selten zu Verletzungen anderer Organe oder zu Thrombosen. Da die Operation im Bauchraum stattfindet, kann eine Infektion zu einer Bauchfellentzündung und damit zu einem lebensbedrohlichen Zustand führen. Bei Nachblutungen muss eventuell noch einmal operiert werden. Nach der Operation können Verwachsungen auftreten. Bei einer Schwangerschaft ist das Risiko für eine Eileiterschwangerschaft erhöht (in einigen Untersuchungen 5%). Eileiterschwangerschaften sind häufiger, wenn die Eileiter durch Entzündungen oder Endometriose vorgeschädigt sind.

Kosten

Die Operation wird von der Krankenkasse nur übernommen, wenn der Verschluss der Eileiter aufgrund einer Erkrankung, z.B. Entzündung, Endometriose etc. entstanden ist. Nach einer Sterilisation werden die Kosten in Höhe von ca. 2.000 bis 4.500 € (Refertilisierung per Bauspiegelung unter 1000€) nicht übernommen. Ausnahmen bestehen, wenn die Sterilisation aus medizinischen Gründen erfolgte und heute z.B. bessere Behandlungsmöglichkeiten vorliegen, z. B. HIV Infektion, einige genetische Erkrankungen.

Zentren

Die Operation sollte nur an Zentren durchgeführt werden, die die Operation häufig durchführen. Lassen Sie sich von Ihrer Frauenärztin/Ihrem Frauenarzt oder in einer pro familia-Beratungsstelle in Ihrer Nähe beraten, welche Zentren spezialisiert sind.

Wiederherstellung der Durchgängigkeit des Samenleiters

Es gibt verschiedene Gründe für die Refertilisierung des Mannes. Sie wird durchgeführt, wenn ein Samenleiter wegen einer angeborenen Fehlbildung oder einer durchgemachten Entzündung verschlossen ist. Die meisten Operationen erfolgen, um die Sterilisation des Mannes (Vasektomie) rückgängig zu machen. Eine Refertilisierungsoperation ist ein mikrochirurgisches Verfahren. Sie wird unter einem speziellen Mikroskop und mit sehr feinen Instrumenten durchgeführt.

Operationstechniken

In der Regel wird die OP in Vollnarkose durchgeführt. Dabei werden die Samenleiter über zwei kleine Hautschnitte am Hodensack freigelegt. Es gibt zwei verschiedene Methoden, um die Samenleiter wieder durchgängig zu machen:
Bei der häufiger angewandten Methode werden zunächst die beiden vernarbten Enden der Samenleiter abgeschnitten. Dann wird während der Operation geprüft, ob aus dem offenen Samenleiterende, das aus dem Nebenhoden kommt, Flüssigkeit austritt, die ausreichend Spermien enthält und normal zusammengesetzt ist. Nur wenn genug befruchtungsfähige Spermien vorhanden sind, werden die beiden durchtrennten Enden der Samenleiter unter dem Mikroskop mit feinen Nähten in „mehreren Schichten“ wieder zusammengenäht (sogenannte Vasovasostomie). Ist das nicht der Fall (immerhin in ca. 23% der Fälle), wird eine andere Methode gewählt. Dabei wird das obere Samenleiterende direkt an die feinen Kanälchen des Nebenhodens angenäht.(sogenannte Tubulovasostomie). Diese Methode erfordert sehr viel operative Erfahrung und wird nicht an allen Zentren angeboten.
Je nach angewandter Methode und Schwierigkeit kann die Operation zwischen einer und drei Stunden dauern.

Erfolgsaussichten

Die Operation ist erfolgversprechender, wenn die Ursache für den Verschluss der Samenleiter (z.B. eine Sterilisation/Vasektomie) noch nicht so lange zurückliegt. So kann es sein, dass der Samenleiter zwar wieder durchgängig ist und trotzdem keine Schwangerschaft entsteht. Dafür werden verschiedene Ursachen diskutiert. Ist der Samenleiter verschlossen, kommt es zum Stau der Spermien im unteren Samenleiter. Das Hoden- oder Nebenhodengewebe kann sich verändern und geschädigt werden. In einigen Fällen kann der Körper des Mannes Antikörper gegen die eigenen Spermien entwickeln.
Die Schwangerschaftsraten nach der Rückoperation liegen in den internationalen Vergleichsstudien bei ca. 30%, wenn die Sterilisation mehr als 15 Jahre zurückliegt und bei ca. 75%, wenn die Operation weniger als drei Jahre zurückliegt. Insgesamt werden ungefähr die Hälfte aller Männer, die eine Operation durchführen lassen, noch einmal Vater. Es kann jedoch mehrere Monate dauern, bis eine Schwangerschaft eintritt, da sich das Nebenhodengewebe zunächst erholen muss. Nach zwei Monaten wird in der Regel ein Kontrollspermiogramm durchgeführt.
Wie schnell und ob eine Schwangerschaft eintritt, hängt nicht zuletzt von der momentanen Fruchtbarkeit und dem Alter der Partnerin ab. Sollte die Operation erfolglos geblieben sein, ist es möglich, noch einmal zu operieren.

Kinderwunsch – Operation oder künstliche Befruchtung?

Bei Verschluss der Samenleiter kann der Kinderwunsch auch mit Hilfe reproduktionstechnischer Verfahren (MESA/TESE in Kombination mit ICSI erfüllt werden. Nach allen Untersuchungen ist jedoch die Refertilisierungsoperation wesentlich erfolgversprechender. Ein weiterer Vorteil der Refertilisierung ist, dass die eigentliche Schwangerschaft „natürlich“ entsteht, während die künstliche Befruchtung viele Risiken auch für die Partnerin mit sich bringt.

Komplikationen

In weniger als 5% der Fälle kommt es zu Wundheilungsstörungen, Infektionen und zu Blutergüssen nach der Operation. Diese können unangenehm sein, länger anhalten und eine Nachbehandlung erforderlich machen. Da die Operation jedoch außerhalb des Bauchraumes stattfindet, gilt die Operation als relativ risikoarm.

Kosten

Die Operation wird von der Krankenkasse nur übernommen, wenn der Verschluss der Samenleiter aufgrund einer Erkrankung, z. B. Entzündung, angeborene Fehlbildung etc. entstanden ist. Nach einer Sterilisation werden die Kosten in Höhe von ca. 2.000 bis 4.000 € nicht übernommen. Ausnahmen bestehen, wenn die Sterilisation aus medizinischen Gründen erfolgte und heute z. B. bessere Behandlungsmöglichkeiten vorliegen, z. B. HIV Infektion, einige genetische Erkrankungen.

Zentren

Die Operation sollte nur an Zentren durchgeführt werden, die die Operation häufig durchführen. Auf jeden Fall sollte Erfahrung mit beiden Operationstechniken bestehen, damit die Operation problemlos erweitert werden kann, falls keine Spermien aus dem unteren Samenleiterende austreten. Lassen Sie sich von Ihrem Urologen/Ihrer Urologin oder in einer pro familia-Beratungsstelle in Ihrer Nähe beraten, welche Zentren spezialisiert sind.

In Fachkreisen wird immer wieder über die Effektivität von Naturheilverfahren in der Kinderwunschbehandlung diskutiert. Während viele SchulmedizinnerInnen davon ausgehen, dass die natürlichen Methoden lediglich einen Placeboeffekt bewirken (Effekt, der entsteht, wenn Paare mit wirkstofffreien Tabletten behandelt werden), berufen sich VertreterInnen der alternativen Verfahren auf die positiven Erfahrungen, die sie in ihrer täglichen Arbeit machen.

Fakt ist, dass naturheilkundliche Verfahren in der Regel den Menschen ganzheitlich behandeln. Sie berücksichtigen die seelische Gesundheit, die Ernährung, Schadstoffe aus der Umwelt und organische Grunderkrankungen. So führen sie häufig zu einer Besserung der seelischen und körperlichen Befindlichkeit. Einige Studien belegen positive Auswirkungen bei gering ausgeprägten Fruchtbarkeitstörungen, wie z.B. Zyklusunregelmäßigkeiten, Gelbkörpermangel oder leichten Einschränkungen der Spermienqualität.

Die Behandlungsansätze der Naturheilmedizin sind vielfältig. Entspannungsverfahren, Schadstoffausleitung, Homöopathie, Chinesische Naturheilkunde, incl. Akupunktur und Bachblütentherapie sind nur einige der angewandten Methoden. Ob Sie lieber einfach abwarten, naturheilkundliche oder reproduktionsmedizinische Behandlungsmöglichkeiten in Anspruch nehmen, müssen Sie selbst entscheiden.

Weitere Informationen

Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren und Regulationsmedizin e.V.

Deutscher Zentralverein homöopathischer Ärzte

Verband deutscher Heilpraktiker e.V.

Erfolgsraten der Kinderwunschbehandlung

Zur Angabe der Erfolgsrate einer Kinderwunschbehandlung dient weltweit die Angabe der Schwangerschaftsrate nach Embryotransfer. Diese Rate liegt in Abhängigkeit von dem Alter der Frau im Durchschnitt bei 20-25 Prozent.

Diese Aussagen geben noch keine Auskunft darüber, wie hoch die Chancen allgemein und im individuellen Fall sind, ein Kind auszutragen. Um ein reelles Bild von der Wahrscheinlichkeit zu geben, durch eine Behandlung schwanger zu werden und das Kind auch auszutragen, eignet sich die Berechnung der Geburtenrate pro Punktion (Eizellpunktion nach hormoneller Stimulation), die sogenannte »baby–take–home Rate« und die Geburtenrate nach zum Beispiel durchschnittlich vier IVF-Versuchen (kumulative Schwangerschaftsrate).

Nach den Zahlen des Jahresberichtes der deutschen IVF Zentren werden 40% aller Paare, die drei komplette Behandlungen mit IVF oder ICSI durchlaufen, ein Kind bekommen. Bei vier Behandlungen sind es 50%. 50 bis 60% aller Paare bleiben trotz intensiver Behandlung dauerhaft ungewollt kinderlos.

Risiken der Kinderwunschbehandlung

Bei Schwangerschaften nach Verfahren der assistierten Befruchtung findet sich eine erhöhte Rate an unterschiedlichen Komplikationen. Diese sind nicht immer, aber sehr häufig auf den hohen Anteil von Mehrlingsschwangerschaften zurückzuführen.

Mehrlingsschwangerschaft

Das häufige Auftreten von Mehrlingsschwangerschaften ist bis heute ein ernst zu nehmendes Problem der Kinderwunschbehandlung, da der Verlauf einer Mehrlingsschwangerschaft immer mit einem erhöhten Risiko für Mutter und Kinder behaftet ist. Neben den medizinischen Aspekten ist es wichtig zu bedenken, dass eine Mehrlingsschwangerschaft eine deutliche höhere Belastung für das Paar hinsichtlich der Umstellung des persönlichen Lebens, der Paarbeziehung, für bereits vorhandene Geschwister und die finanzielle Situation darstellt. In Deutschland dürfen bis zu drei Embryonen in die Gebärmutter zurückgesetzt werden. Da auch nach diesem Vorgang noch eine Teilung möglich ist, können auch höhergradige Schwangerschaften entstehen. Um das Risiko einer Mehrlingsschwangerschaft zu vermindern, wird bei Frauen unter 35 Jahren im allgemeinen empfohlen, nur zwei Embryonen in die Gebärmutter zurückzusetzen. Die Wahrscheinlichkeit für eine Zwillingsschwangerschaft nach Kinderwunschbehandlung liegt unabhängig vom einzelnen Verfahren bei ca. 16-18 Prozent, die für eine Drillingsschwangerschaft bei 3-4 Prozent.

Fehlgeburt

Die Fehlgeburtenrate beträgt nach einer Kinderwunschbehandlung ca. 20-25 Prozent. Bei Schwangerschaften, die ohne hormonelle Stimulation und Kinderwunschbehandlung entstanden sind, liegt diese Rate bei ca. 15 Prozent. Ein wesentlicher Risikofaktor ist das durchschnittlich höhere Alter der Frau bei Kinderwunschbehandlung. Mit dieser Tatsache wird die höhere Fehlgeburtsrate erklärt. Beratungsangebot der pro familia Beratungsstellen zum Thema Fehlgeburt siehe auch Glücklose Schwangerschaft.

Früh- und Mangelgeburten

Bei der IVF-Behandlung ist das Risiko von Früh- und Mangelgeburten erhöht. Als Folgen können gesundheitliche Schäden bei den Kindern auftreten. Vor allem bei Mehrlingsschwangerschaften ist die Gefahr von Früh- und Mangelgeburten deutlich höher.

Fehlbildungen

Nach neueren Untersuchungen gehen MedizinerInnen heute davon aus, dass bei Kindern nach IVF und ICSI die Rate an Fehlbildungen im Vergleich zu Kindern nach normaler Zeugung leicht erhöht ist. Bei einigen sehr seltenen Krankheitsbildern fanden ForscherInnen einen höheren Anteil von Neugeborenen nach IVF und ICSI. Diskutiert werden Einflüsse im Brutschrank oder durch die Nährmedien, denen die Eizellen während der Zeit außerhalb des Körpers der Frau ausgesetzt sind. In seltenen Fällen kann eine Fruchtbarkeitsstörung des Mannes genetisch verursacht sein, so dass für Nachkommen ein erhöhtes Risiko für z.B. Mukoviszidose oder Fehlbildungen des Harntraktes bestehen könnte. Daher wird vor einer ICSI Behandlung eine genetische Beratung empfohlen.
Dabei bleibt festzuhalten, dass Kinder nach IVF und ICSI in der Regel gesund sind und sich normal entwickeln.

Eileiterschwangerschaft

Die Möglichkeit, dass ein befruchtetes Ei sich im Eileiter einnistet, ist genauso hoch wie in jeder Schwangerschaft und liegt bei ca. 1,5 -2,5 Prozent. Die Ausnahme besteht beim Intratubaren Gametentransfer. Bei Frauen mit vorausgegangenen Entzündungen der Eileiter oder früheren Eileiterschwangerschaften ist das Risiko der Eileiterschwangerschaft erhöht.

Ovarielles Überstimulationssyndrom (OHSS)

Das OHSS kann durch die stark erhöhten Hormonspiegel im Körper nach der hormonellen Stimulation des Eisprungs entstehen. Nach der Eizellpunktion kommt es zu einer Überfunktion der Eierstöcke, die mit deren Vergrößerung und Zystenbildung in den Eierstöcken einhergeht. Die erhöhten Hormonspiegel führen zu Wasseransammlung im Gewebe und seltener auch im Bauch- und Brustraum. Die Symptome können Bauchschmerzen sein, in schwereren Fällen auch Zunahme des Bauchumfangs und Übelkeit. Seltene und schwerwiegendste Komplikationen des OHSS sind Wasseransammlungen in der Lunge (Lungenödem) und Nierenversagen. In schwereren Verläufen wird eine genaue Kontrolle des Gesundheitszustandes und in einigen Fällen die Überwachung im Krankenhaus notwendig. Die Häufigkeit und der Schweregrad des OHSS hängen von der Art und der Dosis der verwendeten Hormone ab. In leichter Form tritt das OHSS sehr häufig nach hormoneller Stimulation auf. Schwere Verlaufsformen findet man bei ca. 5 Prozent der Fälle, sehr schwere Verlaufsformen werden mit ca. 0,7 Prozent angegeben.

Kosten der Kinderwunschbehandlung

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen 50 Prozent der entstehenden Kosten. Bezahlt werden:

  • 8 Inseminationsversuche im normalen oder leicht stimuliertem Zyklus
      (nicht mehr als 2 reife Follikel
  • 3 Inseminationsversuche im stimulierten Zyklus und
  • 3 IVF-Zyklen ODER
  • 3 ICSI-IVF Zyklen

Die Altersbegrenzung liegt für Frauen zwischen 25 bis 40 Jahren, beim Mann bis 50 Jahren, und das Paar muss verheiratet sein.

Psychotherapeutische Hilfe im Rahmen von Kinderwunschbehandlungen ist bei den gesetzlich Versicherten nur dann eine Pflichtleistung, wenn die behandelnde Ärztin, der behandelnde Arzt das Paar an eine Fachärztin, einen Facharzt oder von den Kassen anerkannte Diplom-Psychologin, anerkannten Diplom-Psychologen überweist. Private Krankenkassen unterscheiden sich stark in ihrem Leistungsangebot. Deshalb ist es sinnvoll, sich vor einer aufwändigen Diagnostik und Therapie mit der Kasse in Verbindung zu setzen und zu klären, welche ärztlichen und psychotherapeutischen Leistungen erstattet werden. Befruchtung mit Fremdsamen ist keine Leistung der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung. Sie können anfragen, ob Ihre Kasse für einzelne Behandlungsteile (Voruntersuchung, Festlegung des Therapieplans) aufkommt. Vor Beginn der Behandlung ist in jedem Fall der Krankenkasse ein Behandlungsplan zur Genehmigung vorzulegen.

Je nach Bundesland können Paare mit unerfülltem Kinderwunsch auch staatliche Unterstützung für die Kinderwunschbehandlung beantragen. Diese wird gemeinsam von dem jeweiligen Bundesland und dem Bund zur Verfügung gestellt und kann auch für nicht-verheiratete Paare in Frage kommen. In jedem Bundesland gelten unterschiedliche Bedingungen und unterschiedliche Förderhöhen.

Auf der Seite www.informationsportal-kinderwunsch.de können Sie überprüfen, was für Sie zutrifft.

Persönliche Beratung

Wenn Sie mehr wissen wollen oder Fragen haben, wenden Sie sich an eine Ärztin, einen Arzt oder eine pro familia-Beratungsstelle.

Hier stehen Ihnen ÄrztInnen, SozialarbeiterInnen, PsychologInnen und PädagogInnen als AnsprechpartnerInnen zur Verfügung.