Der pro familia Bundesverband führt bundesweite Projekte und Informationskampagnen zu einzelnen Themen durch und ist auch auf dem Gebiet der Forschung tätig.
Laufende Projekte
Mit Künstlicher Intelligenz Beratungsanliegen auf den richtigen Weg bringen
In dem Projekt "Digitaler Erstkontakt" wird ein automatisiertes Dialogsystem entwickelt und evaluiert, das den Zugang zu passenden Beratungsangeboten verbessern soll.
Immer wieder kommt es zu Unterversorgung, Diskriminierung, Einschränkungen der Selbstbestimmung bis hin zu Gewalt in der Geburtshilfe. Innerhalb des Projekts sollen junge Menschen, die in der Geburtshilfe und Versorgung rund um die Schwangerschaft tätig sind (oder sich in der Ausbildung befinden) die Möglichkeit bekommen sich entsprechend vielfältiger Bedarfe zu sensibilisieren, um somit eine selbstbestimmte, menschenrechtsbasierte Geburtshilfe stärken zu können.
Das Projekt findet im Rahmen des Bundesprogramm "Demokratie leben!" statt.
Laufzeit: 1.3.2023 - 31.12.24
Ausführliche Informationen zum Projekt finden Sie hier.
Abgeschlossene Projekte
Sexuelle und reproduktive Rechte sind Teil der Menschenrechte. Aber was genau verbirgt sich eigentlich hinter der Bezeichnung und warum sind diese Rechte wichtig? Im Projekt Sexuelle und reproduktive Rechte KONKRET wollen wir darüber in den Dialog treten, diskutieren und zu neuen Erkenntnissen kommen. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.
Laufzeit: 1.4.2021 - 30.06.2024
Weitere Informationen finden Sie unter www.sexuelle-rechte.de
Das Projekt "Sexualität und Verhütung - Beratung per Video und Telefon" lief von 1.8.-31.12.2020 und wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Weitere Informationen gibt es hier: www.profamilia.de/suv
In dem vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend von 2016 bis 2019 geförderten Modellprojekt biko - Beratung, Information und Kostenübernahme wurde für 30 Monate an sieben Standorten ein Zugang zu einer Kostenübernahme für Verhütung erprobt. Ausführliche Informationen zum Projekt finden Sie hier.
Das Modellprojekt des pro familia Bundesverbands zielte auf die Vernetzung von Fachkräften, die schwangere, geflüchtete Frauen in ihren ganz unterschiedlichen Bedarfen unterstützen. Das Fachdialognetz wurde über drei Jahre vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert.
Im Rahmen des Projekts baute pro familia an acht Modellstandorten (Berlin, Bremen, Erfurt, Gießen, Hamburg, Karlsruhe, Leipzig, Mainz) Fachinformations- und Vernetzungsstellen auf. Die pro familia Fachkoordinatorinnen vor Ort identifizierten und bündelten bereits bestehende Hilfe- und Beratungsangebote für schwangere, geflüchtete Frauen und vernetzen Fachkräfte sowie ehrenamtlich Tätige in diesem Bereich. Auf dem Weg des Fachdialogs konnten Angebote für schwangere, geflüchtete Frauen verbessert und den Betroffenen schneller zugänglich gemacht werden.
Weitere Informationen: www.fachdialognetz.de
Kampagne Kostenfreie Verhütung
Es gibt in Deutschland einen hohen Bedarf an kostenlosen Verhütungsmitteln. Das hat die Auswertung unseres Modellprojekts biko gezeigt, mit dem wir modellhaft an sieben Standorten in Deutschland die Kostenübernahme erprobt haben. Ohne eine Kostenübernahme verhüten Viele nicht oder weniger sicher, zeigte das Projekt. Denn ist das Geld knapp, werden akut nötige Anschaffungen getätigt und die Verhütung aufgeschoben.
Seit dem Beschluss des Gesundheitsmodernisierungsgesetzes 2004 werden die Kosten für Schwangerschaftsverhütung nicht mehr übernommen. Bis dahin gab es zumindest für Frauen, die Sozialhilfe erhielten, eine Übernahme der Kosten für verschreibungspflichtige Verhütungsmittel.
Seitdem setzt sich der pro familia Bundesverband für den Zugang zu kostenlosen Verhütungsmitteln ein. Mit Pressearbeit, Erstellung von Expertisen und Informationsmaterialien, Briefen an Politiker*innen, Engagement für das Thema im Paritätischen, der Kooperation mit Bündnispartner*innen und mit einer Bundestagspetition nahm die Kampagne über die Jahre Fahrt auf. Das biko-Projekt schließlich lieferte gesicherte wissenschaftliche Grundlagen über den dringenden Handlungsbedarf und über Erfahrungen mit der regionalen Kostenübernahme.
Die Ampel-Regierung hat im Koalitionsvertrag angekündigt, eine Kostenübernahme von Verhütungsmitteln für Geringverdienende einzuführen, Krankenkassen zu ermöglichen, Verhütungsmittel als Satzungsleistung zu erstatten und die Forschungsförderung für Verhütungsmittel für alle Geschlechter anzuheben.
pro familia begrüßt diese Ankündigungen. Verhütung ist ein Menschenrecht. Bei der Vermeidung ungewollter Schwangerschaften spielen Verhütungsmittel eine elementare Rolle. Deshalb gehören sie zur Grundversorgung und in den Leistungskatalog der Krankenkassen. Verhütung muss ein selbstverständlicher Teil der Gesundheitsversorgung sein.
Im Koalitionsvertrag ist allerdings nur davon die Rede, dass es Krankenkassen ermöglicht wird, Verhütungsmittel als Satzungsleistung zu erstatten. Diese Regelung wirft die Frage auf, wie damit ein gerechter Zugang erreicht werden soll, da nicht alle Menschen die Krankenkasse wechseln können. Auch die Kostenübernahme für Geringverdienende lässt viele Fragen offen. Wer wird zu dieser Gruppe gezählt? Wie wird sichergestellt, dass alle Menschen mit wenig Einkommen von einer Kostenübernahmeregelung profitieren?
pro familia hat in der „Offenbacher Erklärung“ Prüfsteine formuliert, die bei der fachlichen Bewertung von Kostenübernahmeregelungen auf lokaler, Kreis-, Landes- und Bundesebene eine Orientierung geben können. Zudem lieferten die Erfahrungen aus dem Modellprojekt biko zielführende Hinweise dafür, wie eine gute Versorgung zum Thema Verhütung im Sinne der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte aller Menschen aussehen kann. Wir würden uns wünschen, dass diese wichtigen Erkenntnisse und die Prüfsteine die Grundlage für weitere kritische fachpolitische Diskussionen bilden und in zukünftigen Verfahren und Regelungen Berücksichtigung finden werden.
Pille danach endlich rezeptfrei
Pille vergessen, Kondom gerissen – es gibt viele Gründe, warum nach einer sexuellen Begegnung plötzlich die Sorge um eine ungewollte Schwangerschaft im Raum steht. Oft passiert dies am Abend oder am Wochenende. Zum Glück bedeutet das nun keinen Hindernislauf mehr, um die Pille danach zu bekommen, denn sie ist seit 15. März 2015 auch in Deutschland rezeptfrei erhältlich.
Mit dieser neuen Regelung ist es für Frauen deutlich leichter geworden, die Pille danach mit möglichst wenig Zeitverzögerung einnehmen zu können.
Für Frauen unter 20 Jahren übernehmen die Krankenkassen die Kosten der Pille danach, wenn sie ein Rezept vorlegen. Alle anderen erhalten die Pille nach Beratung gegen Barzahlung in der Apotheke.
Informationen über die Wirkstoffe und die Anwendung finden Sie hier.
pro familia hat sich lange für die rezeptfreie Vergabe der Pille danach eingesetzt. Das Kampagnenpapier finden Sie hier.
Weitere Informationen rund um die Pille danach:
Wirkmechanismus der Pille danach (2013)
Factsheet "Mythos und Wirklichkeit"
Körpergewicht und Pille danach
Die Europäische Zulassungsbehörde für Arzneimittel (EMA, European Medicines Agency) hat in den letzten Monaten geprüft, ob es einen Zusammenhang zwischen erhöhtem Körpergewicht und einem Wirkungsverlust der Pille danach gibt. Nach Auswertung der verfügbaren Datenlage hat die EMA am 24. Juli 2014 ihre abschließende Bewertung veröffentlicht. Sie kommt zu dem Schluss, dass
- die Pille danach (auf Levonorgestrel- und Ulipristalacetat-Basis) unabhängig von Gewicht oder Body Mass Index (BMI) zur Notfallverhütung angewendet werden kann
- die vorliegende Datenlage keine Einschränkungen der Anwendung auf Grund erhöhten Köpergewichts/BMI rechtfertigen
- für beide Pille danach Wirkstoffe zwar Untersuchungen vorliegen, die auf eine verminderte Wirkung bei erhöhtem Körpergewicht hinweisen, die Datenbasis aber zu gering und zu wenig robust ist für entsprechende Änderungen
- für die höchste Wirksamkeit der Nachverhütung die Pille danach so schnell wie möglich nach ungeschütztem Sexualkontakt oder Verhütungspanne eingenommen werden sollte
- Informationen zu neueren Studien in die Produktinformation aufgenommen werden sollten, aber alle Hinweise zum Wirkungsverlust bei erhöhtem Körpergewicht/BMI zu entfernen sind.