Sexualität soll ekstatisch und befriedigend sein, für Leid und Enttäuschung entschädigen und als Maßstab für die Liebe gelten. Die Lust los zu sein, bedeutet eine persönliche Kränkung für sich selbst und für den Partner.
Es ist noch nicht lange her, da wurde Lust nicht jeder/m zugestanden. Sexuelles Begehren gehörte zu jenen Abenteuern, die jede/r für sich wagen musste, und wer sich nicht auf dieses unbekannte Land einließ, konnte es sich trotzdem in einem (gemeinsamen) Bett gemütlich machen. Kurz: keine Lust zu haben war die öffentliche Norm, was darüber hinaus geschah, ging keinen was an.
Die Sexualität hat aber inzwischen das Licht der Öffentlichkeit betreten. Die Kommunikation darüber findet statt, und wo über etwas geredet wird, entstehen Ansprüche und Normen. Die Lust hat da zu sein, und wem sie abhanden kommt, der greift je nach dem zu unterschiedlichen Deutungen: Der Verlust der Lust wird gleichgesetzt mit dem Verlust der Partnerschaft, mit der Abwertung der eigenen Person (ich kann es nicht, weil ich nichts wert bin), mit der Abwertung des/der Partners/in (ich kann es nicht, weil er/sie es nicht wert ist), Sexualität wird weiterhin geduldet, weil notwendig für den Partner, Sexualität wird gemieden, weil sonst der Offenbarungseid gegenüber der Partnerin gefürchtet wird, und in der Realität findet oft von allem etwas statt.
Es entwickelt sich aus den Geschichten von Libidoverlust eine Reihe von Schuldvorwürfen gegenüber sich selbst und/oder dem/der Anderen, die zu weiteren Blockaden führen, und die nicht unbedingt durch Pornos, Viagra, Tantra etc. nachhaltig zu bessern sind. Liebevolle Aufforderungen allein helfen meistens auch nicht, eine isolierte und voraussetzungslose Betrachtung von Lust unabhängig von anderen Geschehnissen oder gar eine Zuschreibung als Krankheit oder Böswilligkeit führen in eine Sackgasse. Was dann? Innehalten, Loslassen und, wenn die Lust wieder erwachen soll, sich in eine neue Situation begeben, kann hilfreicher sein. Damit ist weder der Swinger-Club gemeint, noch der in Filmen strapazierte reißende Fluß, durch den man durch muss und aus dem frau gerettet wird. Heute gibt es risikolosere Varianten: das Angebot von Paartherapie oder Einzelberatung als eine bewußte, gewollte und professionell durchgeführte Beratung oder Kurztherapie, die Veränderungen anstößt und Neues auslöst und andere Wege eröffnet.
Persönliche Beratung
Wenn Sie mehr wissen wollen oder Fragen haben, wenden Sie sich an eine Ärztin, einen Arzt oder eine pro familia-Beratungsstelle.
Hier stehen Ihnen ÄrztInnen, SozialarbeiterInnen, PsychologInnen und PädagogInnen als AnsprechpartnerInnen zur Verfügung.